„Ich grenn eich noch, ihr verdammde Schwoarzbraenner!“ – Nach den Erinnerungen von Sylvia Barth, geb. Gagelmann –


„Ich grenn eich noch, ihr verdammde Schwoarzbraenner!“
– Nach den Erinnerungen von Sylvia Barth, geb. Gagelmann –

Kurz nach dem Krieg, als es „nichts“ gab und das Geld mehr und mehr an Wert verlor, war es geradezu eine Kunst, die Familie finanziell über Wasser zu halten und zu ernähren. Schwarzbrennerei und Schwarzhandel waren deshalb der Not geschuldet und weit verbreitet.
In dieser Zeit kam es in „Hoase“ Hildes Familie zu einem Vorfall, der im Nachhinein noch viele Lacher produzieren, im Moment des Geschehens aber alle in Schockstarre stürzen sollte. Eines Abends nämlich, die Maische war gerade frisch aufgesetzt, hatte sich die Familie in ihrer Küche in der heutigen Mozartstraße versammelt. Rund um den Küchentisch saßen neben Hilde ihr Bruder Erwin, ihre Mutter Karoline („Hoase Kaline“) und ihr Ehemann Werner Gagelmann, als es an der Haustür laut klopfte. Erwin wurde zum Öffnen geschickt und sein Ruf „Es is de Schandoarm.“ ließ alle zusammenzucken. Wohin mit dem Maische-Topf? Hilde reagierte am schnellsten: Sie öffnete die Holzkiste neben dem Herd, ein paar Holzscheite raus, den Topf hinein, die Scheite darüber und den Deckel wieder darauf. In diesem Moment stand der Polizist auch schon in der Küchentür. Da die Stühle alle besetzt waren, bot Hilde ihm geistesgegenwärtig den Sitzplatz auf der besagten Holzkiste an und fragte nach seinem Anliegen. Mit gewichtiger Miene erklärte der Beamte, man habe ihm zugetragen, dass in der Familie Schnaps gebrannt würde. Abstreiten würde keinen Sinn mehr machen – nur Kooperation. Streng fügte er hinzu: „Das Brenngerät muss natürlich konfisziert werden.“ „Das könnt ihr haben“, erklärte Hilde, während die anderen sich wie erstarrt anschauten. Sie stand auf, zog die Tischschublade heraus, wühlte darin etwas herum und bot ihm ihr „Brenngerät“ an („de Braennschaer“ zum Ondulieren ihrer Haare). Der Gendarm sprang auf und brüllte: „Ich grenn aeich noch, ihr Schwoarzbraenner! So e Fraechheid!“ Wutentbrannt stürzte er zur Tür hinaus und verschwand, während sich die Familie nur allmählich von ihrem Schrecken erholte, um anschließend in unbändiges Gelächter auszubrechen. Das eigentliche „Brenngerät“ schlummerte übrigens die ganze Zeit, in einem Erdloch versteckt, im Hühnerstall direkt unter den Sitzstangen und wartete auf seinen nächsten Einsatz…

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