Heimatmuseum im Stiftskapitularischen-Amtshaus
Öffnungszeiten
Heimatmuseum und die Internationale Krippenausstellung sind ganzjährig montags von 10 bis 12 Uhr geöffnet und können auch außerhalb dieser Zeit nach Voranmeldung besucht werden. Anfragen unter Telefon: 0 66 48 / 9 11 03 53 oder per E-Mail
Bericht zur Einweihung
Zur Neueröffnung und Einweihung des sanierten Amtshauses konnte Bürgermeister Helmut Will zahlreiche Gäste begrüßen. Für Bürgermeister Will war es eine große Freude, dass er dieses historische Haus neu saniert und renoviert an die Gemeinde übergeben konnte. Dieses Haus war immer ein Haus der Obrigkeit. Aber nach der Sanierung konnten die Bürger von Großenlüders zügig Besitz von ihrem Amtsgericht nehmen. Die Gemeinde habe enorme Anstrengungen unternommen, um das ortsbildprägende Gebäude einer angemessenen Nutzung zuzuführen. Es sei nicht einfach gewesen, innerhalb des vorgegebenen Kostenrahmens die notwendige Modernisierung und die technischen Einrichtungen mit den berechtigten Forderungen des Denkmalschutzes umzusetzen. Ziel sei es von Anfang an gewesen, dass das Haus einer guten Alltagsnutzung dienen solle und für den Besucher der Geist der Geschichte der Gemeinde spürbar werde. „lch meine“, sagte Will, „dies ist uns in hervorragender Weise gemeinsam gelungen.“ Herzlich bedankte er sich bei allen, besonders aber bei Dieter Derbort, dem Leiter der Bauabteilung in Großenlüder, für sein großes Engagement während des Umbaues. Er hoffe, dass alle Bürgerinnen und Bürger ihr Amtsgericht in Großenlüder mit seinen Einrichtungen und Museen annehmen, um sich mit der Vergangenheit der Gemeinde auseinanderzusetzen. Das Haus dürfe kein totes Museum werden, sondern mit Leben erfüllt und der kulturelle Mittelpunkt der Gemeinde sein.
Anschließend erfolgte die Weihung und Segnung des Hauses durch Pfarrer Stephan Becker aus Bimbach. Jeder Mensch sei segensbedürftig, suche Glück und Erfüllung. Dieses Haus möge ein Haus für alle, ein Haus der Gemeinschaft sein; Auf diesem Haus möge immer der Frieden und der Segen Gottes ruhen.
Orstvorsteherin Lucia Bickert
Erfreut über die hervorragend gelungene Restaurierung zeigte sich Lucia Bickert, stellvertretende Ortsvorsteherin von Großenlüder. Seit über 300 Jahren gehörten die Menschen von Großenlüder und seiner Ortsteile zusammen.
Für die Menschen der Großgemeinde bedeute das Alte Amtsgericht nach seiner Eröffnung ein Mittelpunkt der Zusammengehörigkeit und Gemeinschaft.
Das Haus wirke offen und einladend und werde hoffentlich zu einem Anziehungspunkt nicht nur für die Menschen der Gemeinde, sondern auch dank seiner wunderschönen internationalen Krippenausstellung für Besucher weit über die Grenzen der Region hinaus.
Festvortrag von Rektor i.R. Norbet Langer
Den Festvortrag hielt der Leiter des Heimatmuseums, Rektor i.R. Norbert Langer. Das historisch bedeutendste weltliche Gebäude der Gemeinde Großenlüder stelle sich heute in der Form dar, in der es vor mehr als 300 Jahren errichtet worden sei. Dieses Gebäude verbinde mit der Vergangenheit und habe nunmehr auch eine in die Zukunft weisende Bedeutung. Mitten im Ort, alle anderen Gebäude an Festigkeit und Größe überragend, habe das Amtsgericht bei seiner Erbauung den Anspruch auf Herrschaft und die Macht des Stiftkapitels in Fulda symbolisiert. Langer ging auf die Bedeutung des Gebäudes für seine Erbauer und die Struktur im Herrschaftssystem des geistlichen Fürstentums Fulda im 17. Jahrhundert ein. Abschließend stellte er fest: „Die Gemeinde Großenlüder ist der Verpflichtung, ein ihr anvertrautes historisches Haus zu erhalten, in beispielhafter Weise nachgekommen.“
Für die gute und kooperative Zusammenarbeit mit der Gemeinde und hier besonders Bürgermeister Will und Bauamtsleiter Derbort bedankte sich Manfred Reith vom Architekturbüro Reith und Wehner in Fulda. Er übergab den Schlüssel für das in der Region einmalige und aufwendige Renaissanceportal an Bürgermeister Will.
Musikalisch umrahmt wurde die Einweihungsfeier mit festlicher Musik von Andreas und Fabian Schlitzer (Violine und Violoncello). Mit der Neueröffnung des renovierten „Capitularischen Amtshauses“ wird die Gemeinde Großenlüder um ein wertvolles Zeugnis seiner Geschichte und Vergangenheit reicher.
Exponate auf drei Stockwerken
Auf drei Stockwerken sind Exponate des Heimatmuseums zu sehen. Alle Räume werden in die Ausstellung einbezogen, im ganzen Haus ist Geschichte zu spüren.
lm Erdgeschoss wird die Geschichte der Gemeinde und des Amtsgerichts vermittelt, während sich im 1. Stock eine Ausstellung zur Heimatkunde und Kirchengeschichte befindet. Prunkstück ist hier die handschriftlich verfasste Chronik der Herren von Lüder aus dem Jahre 1747. Im 3. Stock sind Fossilienfunde aus den Kalkbänken von Müs und Bimbach sowie Grabfunde vom Finkenberg aus der vorgeschichtlichen Zeit ausgestellt.
Eine besondere Attraktion ist die von lda und Walter Odenwald gestiftete internationale Krippensammlung, in ihrer Art die größte in Deutschland.
Räume des Stiftskapitularischen Amtshauses
Für Feiern, Sitzungen und als Seniorentreff steht ein Allzweckraum zur Verfügung. Außerdem wurde das Standesamt der Gemeinde in einem repräsentativen Raum untergebracht. Prunkstück ist jedoch der Kultursaal im 1 . Stock. Für besondere Anlässe wie die Verleihung von Auszeichnungen, für kleinere Konzert usw. wurde hier ein würdiger und wirkungsvoller Raum in einem festlichen und historischen Rahmen wieder hergestellt. Einen festen Platz hat auch die Gemeindebücherei gefunden, die in den letzten Jahren nur provisorisch in unzureichenden Räumen untergebracht war. Das Alte Amtsgericht hat insgesamt eine Nutzungsfläche von etwa 500 Quadratmetern.
Die Gesamtkosten der Modernisierung und Renovierung beliefen sich auf 2.600.000 DM. Bürgermeister Will sprach von einer sehr gut gelungenen Finanzierung. Zugesagt wurden Beihilfen in Höhe von 1.220.000 DM sowie ein zinsloses Darlehen von 1.000.000 DM.
Sehr großes Interesse an ihrem Amtsgericht zeigten die Bürger durch einen sehr zahlreichen Besuch am Tag der offenen Tür. Bei der Besichtigung konnten sich alle davon überzeugen, dass hier die Erhaltung und die Nutzung für die Zukunft eines Denkmal geschützten Gebäudes hervorragend gelöst wurde.
Vergangenheit des „Capitularischen Amtshauses" in Großenlüder Kultureller Mittelpunkt der Gemeinde
Auf eine lange und bewegte Vergangenheit kann das „Capitularische Amtshaus“, der älteste steinerne und nicht sakrale Bau der Gemeinde Großenlüder, zurückblicken. Durch eine umfangreiche Modernisierung, Renovierung und Restaurierung hat nun die Gemeinde für die Zukunft und angemessene Nutzung des Alten Amtsgerichts die Weichen gestellt.
Erbaut 1609
1609 der Bau als „Capitularische Amtshaus“ fertiggestellt und war Sitz des „zentverwesers“ (Vogt). Dieser übte im Namen des Stiftskapitels in Fulda die Verwaltung und die Rechtsprechung im Gereicht Großenlüder aus. Architekt und Baumeister war der aus Tirol stammende Baumeister Mathias Huter, ein Vertreter der Renaissancearchitektur. Das Atle Amtsgericht Großenlüder ist repräsentativ für diese lokale Architektur des späten 17. Jahrhunderts im Gebiet des Hochstifts Fulda. Es ist gleichzeitig auch der letzte Renaissancebau der Abtei Fulda. Danach folgte die Blütezeit der Barockarchitektur. Bis 1803 war hier der Sitz des domkapitularischen Gerichts Großenlüder. Nach einer wechselvollen Geschichte mit ständig wechselnden Herrschaftsverhältnissen kam das Amtsgericht Großenlüder 1866 unter preußische Herrschaft. Ohne Unterbrechung wurde es jedoch immer in dieser langen Zeit als Verwaltungs- und Gerichtsgebäude genutzt. Nach der Auflösung des Amtsgerichtes Großenlüder im Jahre 1940 befanden sich in dem Bau noch Dienstwohnungen der ehemaligen Richter. Nach dem Krieg wurden dort Heimatvertriebene untergebracht. Durch Kauf ging der historische Bau 1992 in den Besitz der Gemeinde Großenlüder über und diente als Altenstube, Heimatmuseum, Bücherei und Standesamt.
Auf Grund eines Beschlusses der Gemeindevertretung wurde inzwischen der imposante aber renovierungsbedürftige Bau umfassend unter Erhaltung des denkmalgeschützten Baubestandes saniert und restauriert, um hier einen kulturellen Mittelpunkt für die Großgemeinde zu schaffen. Das Alte Stiftscapitularische Amtshaus, beherrschender Bau am Marktplatz, präsentiert sich nun dem Besucher Großenlüders als attraktives sofort ins Auge fallendes Baudenkmal.
Ausstellungbereiche im Heimatmuseum Großenlüder.
In einem Raum werden Heiligenfiguren, Gebetsbücher sowie ein bei Fronleichnamsprozessionen verwendeter Altar gezeigt. Ebenso beherbergt das Museum einen faltbaren Beichtstuhl, wie er in den Kriegsjahren genutzt wurde. In diesem Raum steht auch ein Modell, das Großenlüder um 1800 zeigt.
Das Gebiet der Gemeinde Großenlüder gehört nach derzeitigem Forschungsstand zu der in vorgeschichtlicher Zeit am dichtesten besiedelten Regionen innerhalb des Fuldaer Landes. Besonders in den Gemarkungen Ober- und Unterbimbach finden sich allenthalben Spuren unserer Vorfahren.
In der Umgebung von Großenlüder finden sich als oberirdisch sichtbare Bodendenkmäler noch zahlreiche Grabhügel, die meist in kleineren oder größeren Gruppen beieinanderliegen. Es handelt sich hier um die Überreste ehemaliger Friedhöfe, die unsere Vorfahren vor Jahrtausenden angelegt haben.