Wilderei – das illegale „Zubrot“
Das Leben meinte es nicht gut mit unseren Vorfahren. Karge Böden, raues Klima, viele Kinder. Daseinsängste und Verzweiflung ließen die Menschen große Risiken und Entbehrungen auf sich nehmen. Da wundern einem weder die großen Auswanderungswellen, von denen unsere Heimat erfasst wurde, noch das sogenannte „Westfalengängertum“.
Wer keine Zukunft hatte oder seine Familie nicht ernähren konnte, musste sich etwas einfallen lassen. Was lag da für die „geneigten“ Daheimgebliebenen näher, als den „hohen Herrn“ gelegentlich beim Jagen zu „helfen.“
Freilich gefiel das diesen und ihren Jagdaufsehern ganz und gar nicht. Man kannte vielmehr keinerlei Skrupel, bei der Verteidigung ihrer exklusiven Rechte notfalls von der Schusswaffe Gebrauch zu machen. Insofern war Wilderei ein äußerst gefährliches Unterfangen. Man musste zusammenhalten und unter absoluter Verschwiegenheit zu Werke gehen. Verrat unter Wilderern wäre undenkbar gewesen. Fest steht, dass in unserer Gegend bis in die 1870er Jahre hinein Banden von bis zu zehn oder gar zwölf Mann unterwegs waren. Ihre Größe machte Sinn, denn einzelne Forstmänner hätten sich nie an eine solche Übermacht herangewagt. – Die Geschichte zweier Männer, einer davon Viehhändler, gibt von einem solchen Wildbeutezug Zeugnis: Die beiden hatten sich verabredet, noch weit vor Mitternacht in Großenlüder loszulaufen, um am nächsten Tag rechtzeitig bei ihren Geschäftspartnern einzutreffen. Am Zabershof vorbei, hatten sie gerade den Hartershäuser Weg erreicht, als sich ihnen auf einer kleinen Lichtung eine gespenstische Szenerie bot. Weit über zehn Männer – alle mit geschwärzten Gesichtern – saßen rund um ein großes Feuer, ihre Waffen griffbereit, und aßen Wildbret. Ohne große Worte wurde ihnen klargemacht, dass es für einen Rückzug zu spät war. „Kommt hä, Hannes und Josop, saetzt aeich zo ons!“ So wurden sie „eingeladen“ zu Braten und Schnaps – und ausgefragt, ohne dass sich jemand zu erkennen gab. Danach durften sie zwar ihres Weges gehen. Aber beiden war klar, dass sie nie über das Erlebte reden, geschweige denn Mutmaßungen darüber anstellen durften, wer aus Großenlüder wohl zu den Wilderern gehört haben könnte…
(Quelle: F. Klitsch: „Im Wald und auf der Heide“, 08.07.1977, Archiv Heimatmuseum.)
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