„Wildentenjagd“ auf dem Schulweg


„Wildentenjagd“ auf dem Schulweg

Lütterzer Kinder gingen traditionell in Bimbach zur Schule. Selbstverständlich kam früher niemand auf die Idee, sie zu fahren. So führte ihr üblicher Fußweg durch den Mühlberg. Morgens hatte man es eilig. Dafür konnte man sich auf dem Rückweg Zeit lassen. Es wurde getrödelt und allerlei Blödsinn gemacht. Ließ sich z. B. ein Eichhörnchen sehen, wurde ihm sofort hinterhergejagt. Die flinken Tiere wurden an den Waldrand gescheucht, um sie dort zu fangen. Mehrmals war man auch kurz davor. Einige Jungs wurden sogar gebissen, aber niemals ist tatsächlich eines erwischt worden.
Erfolgreicher war dagegen ihre legendäre Wildentenjagd. Hatte doch eines Tages jemand angeblich einen Schwarm Wildenten auf der Lüder in der Nähe der Mengelsmühle entdeckt. Sie seien noch zu klein, um fliegen zu können. Deshalb wären sie noch leichter zu kriegen. – Und wirklich! Sie waren noch dort. Der Gedanke an einen Entenbraten ließ sie voller Vorfreude ans Werk gehen. Mit Steinen und Stöcken trieben sie die Tiere flussabwärts Richtung Lütterz. In „Heinesch Wies“ kam es dann unter lautem Geschrei zum Gemetzel. Als die älteren Jungs schon einige der „Wildenten“ getötet hatten, setzte „Wirts Sofies“ lautstarker Ruf dem ganzen Spuk ein Ende: „Hod ihr se noch all? Dee senn doch vo dr Mäengelsmöll!“ – Nach kurzer Schrecksekunde kam Leben in die Schülerschar und im Nu waren alle verschwunden.
Am nächsten Morgen hatte der Streich jedoch sein Nachspiel in der Schule: Lehrer Paul las ihnen ordentlich die Leviten. Obendrein gab es eine saftige Strafarbeit. Viel schlimmer aber war die Verpflichtung, die Enten – die toten wie die lebenden – ihren Besitzern zurückzugeben. Diese unangenehme Aufgabe überließen die Älteren großzügigerweise den Kleinen. Aus sicherem Abstand beobachteten die Drückeberger die Übergabe, um nachher zu fragen: „Un, bos honnse gesoart?“
(Vgl. H. Elm, „Die Lütterzer Entenjäger“ in: L. Uebelacker, „Lütterz: Dorfchronik und Heimatbuch“, S. 212f.)

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