„Westfalengänger“ (1)


„Westfalengänger“ (1)


Wenn Leute in Westfalen, im Rheinland oder im Ruhrgebiet Ahnenforschung betreiben, stoßen viele früher oder später u. a. auf ihre Wurzeln in Hessen und nicht wenige auf Herkunftsorte wie Klein- bzw. Großenlüder oder gar Müs und Uffhausen … Wie kam es dazu?
Das Leben machte es unseren Vorfahren wirklich nicht leicht. Die Landwirtschaft konnte bei weitem nicht alle Menschen ernähren, die geboren wurden, geschweige denn ihnen allen eine Zukunft versprechen. Bittere Armut und Arbeitslosigkeit waren die Folge. Die sich entwickelnde Industrialisierung brachte dem sogenannten „Ruhrpott“ dagegen Arbeit ohne Ende. Das sprach sich auch bei uns herum, und viele machten sich auf den Weg – anfänglich, und ärmere Leute noch weit bis ins letzte Jahrhundert hinein, tatsächlich zu Fuß. Insofern hatte der Begriff „Westfalengänger“ für viele wortwörtlich seine Berechtigung.
Das „Westfalengängertum“ fand übrigens seinen Anfang Mitte des 19. Jahrhunderts und hatte Bestand bis weit ins letzte Jahrhundert hinein. In der Eisen- und Stahlindustrie, der Textilindustrie oder gar unter Tage, im Kohlebergbau, wurden Unmengen an Arbeitskräften gebraucht. Und nicht zuletzt im Baugewerbe kamen gelernte Handwerker immer unter. Selbst für ‚Handlanger‘ fand sich genügend Arbeit.
Nebenbei bemerkt tauchen in den Texten von Ferdinand Klitsch über die „Westfalengänger“ in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg folgende Familiennamen auf: Odenwald, Spangenberg, Dietrich, Schwarz, Scheibelhut, Reith, Frank, Brähler und Schmitt.
Ging es anfangs nur um Saisonarbeit, denn die heimische Landwirtschaft sollte nicht darunter leiden, so blieben nach und nach die ersten Arbeiter länger und schickten regelmäßig Geld nach Hause. Irgendwann begann man Söhne und Töchter mitzunehmen. Letztere oft, um bei wohlhabenderen Familien ‚in Stellung‘ zu gehen. Schließlich gründeten viele in der „Fremde“ Familien und wurden selber „Westfalen“. Gleichwohl hielten die meisten die Beziehungen in die ‚Heimat‘ über Generationen aufrecht. Und selbst heute hat die eine oder andere Familie noch Kontakt zu ihrer Verwandtschaft in NRW.
Während des Zweiten Weltkrieges kam es im Übrigen zu einer notgedrungenen Auffrischung der Familienbeziehungen. Um dem Bombardement der Alliierten zu entgehen, schickten viele zumindest ihre Kinder nach Osthessen und manche Familie kam sogar ganz zurück.

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