Wanderung anlässlich des „Tag des offenen Denkmals 2023“ am Sonntag, dem 10. September 2023
Unter dem Motto „Spurensuche nach der vorgeschichtlichen Besiedlung der Gemarkung Bimbach“ hatte der Kultur-, Heimat- und Geschichtsverein der Gemeinde Großenlüder e.V. zu einer Wanderung zum Mühlberg eingeladen. Bei herrlichem Sonnenscheinwetter konnte der Vorsitzende des Vereins, Herr Andreas Ruhl, eine Reihe von interessierten Wanderern*innen begrüßen.
Die Bedeutung der Wahl des Startpunktes, an der Brücke bei der Wiesenmühle, wurde zu Beginn der Wanderung von Helmut Völlinger erläutert. Im osthessischen Raum gibt es eine große Anzahl von Nachweisen einer früh- und vorgeschichtlichen Besiedlung. In der Gemarkung Bimbach liegt die Brücke an der Lüder etwa im Zentrum von mehreren wichtigen Fundorten aus diesen Kulturzeiträumen in Bimbach. Der Zusammenhang zwischen der frühen Besiedlung von Finkenberg, Mühlberg, sowie der Region nordöstlich der Gemeinde und den damaligen geologischen und umweltbedingten Gegebenheiten, wurden anhand einiger Beispiele aufgezeigt.
Von der Lüder ging die Wanderung, vorbei am Forsthaus, zum Vorderen Mühlberg. Dort konnten am Nachbau eines Hügelgrabes und der zugehörigen Schautafel einige Hinweise über die vor –und frühgeschichtlichen Bestattungsformen gegeben werden. Seitens der Teilnehmer bestand reges Interesse an der Form der unterschiedlichen Bestattungen und der Art der Grabbeigaben. In unmittelbarer Nähe des Schauobjektes waren im Unterholz einige originale Hügelgräber zu erkennen.
Der Wanderweg ging weiter in Richtung der Südspitze des Vorderen Mühlberg. Hier befinden sich Reste einer Doppelwall- Grabenanlage. Grabungen in 1990 haben u.a. Scherben und Steinfragmente aus drei Zeitepochen hervorgebracht. Die Funde aus der Steinzeit, der Eisenzeit und dem Mittelalter erlauben jedoch keine eindeutige zeitliche und funktionelle Zuordnung der Grabenanlage.
Von der Südspitze des Mühlbergs führte die Wanderung, über den mittleren Bereich des Mühlberges, in Richtung des Mittelfeldes. Entlang dieses Wegstücks wurden seit Ende des 19. Jahrhunderts eine Reihe von Grabungen durchgeführt.
In Bereichen dieses Areals wurden in den Jahren 1936/37- im Rahmen einer Rodungsaktion- gründliche archäologische Untersuchungen durchgeführt. Die reichlich dokumentierten Befunde lassen auf eine Besiedlung über mehrere Kulturepochen schließen und zeigen die große vorgeschichtliche Bedeutung der Region auf. Auf der Höhe des Mühlberges bot sich den Wanderern*innen in Richtung Süden ein wunderbarer Panoramablick. Dieser Blick beinhaltete – mit Haimberg, Finkenberg, Atzmannstein und Langenberg- wichtige markante Punkte der frühgeschichtlichen Besiedlung.
Über das Mittelfeld erreichte die Wandertruppe das Stiftskapitularische Amtshaus in Großenlüder. In den Räumen des Heimatmuseums Großenlüder und mittels einer Präsentation wurden die Schwerpunkte der Wanderung noch einmal vertieft. Dies erfolgte anhand aktueller Informationen, Karten und Skizzen von relevanten Fundstücken aus der Gemarkung Bimbach und dem nördlichen Großenlüderer Gemeindegebietes.
Die Präsentation bildete den Abschluss der ersten archäologischen Wanderung, der unter Leitung des KHGV der Gemeinde Großenlüder e.V. durchgeführt wurde. Geplant ist die Erschließung und Erarbeitung weiterer archäologischer Routen innerhalb der Gesamtgemeinde und angrenzender Kommunen. Die große Anzahl von Nachweisen der vor – und frühgeschichtlichen Besiedlung im Gemeindegebiet und das starke Interesse bestätigen dieses Vorhaben.
Sept. 2023 Helmut Völlinger