Rauchendes Inferno am Mittagshimmel
– Nach der Recherche von Erich Dietrich –
„Wir arbeiteten auf einem Acker unterhalb des Zabershofes, als uns Motorenlärm aufschreckte und ein riesiger Bomber im Tiefflug über unsere Köpfe hinwegdonnerte. Alle gingen in Deckung, nur ich – noch ein Kind – blieb fasziniert stehen und beobachtete das irre Schauspiel“, erinnert sich Erich. Die viermotorige B17, von kleineren Jagdbombern („Jabos“) eskortiert, flog im Bogen, eine Rauchfahne hinter sich herziehend, über das Dorf und setzte zum Kreisen an.
Tatsächlich waren am Mittag des 27.Sept.1944 viele Menschen in Gefahr, hätte der Koloss doch abstürzen können – womöglich noch mit Bomben an Bord. Nachdem die B17 Richtung Kleinlüder abgedreht war, gab es kurz darauf eine Explosion und eine enorme Rauchsäule stieg hinter dem Atzmannstein auf. Wie zu erfahren war, hatte die Maschine zwischen Daretzhof und Lanzengrube auf einem Acker notlanden können und war von den „Jabos“ (P-51) in Brand geschossen worden, nachdem die Crew in den Wald geflüchtet war. „Klar, dass wir so schnell wie möglich mit dem Fahrrad zur Absturzstelle fahren mussten, um das Wrack zu ‚inspizieren‘“, erklärt Helmut.
Wenig später wurde das Ungetüm zum Bahnhof Großenlüder geschafft. Altmetall war kostbar. Helmut ergänzt: „Für Kinder erst einmal ein ‚Spielplatz der besonderen Art‘“. Von Carl W. Remy, dem Bombardieroffizier der B17 weiß man, dass sie nahe Frankfurt, von FLAK-Geschossen an Rumpf und Geschützturm getroffen worden war. Als eine Explosion kurz darauf Löcher in die Tragflächen riss und einen Motor beschädigte, verlor sie an Geschwindigkeit und Höhe. Zur Gewichtsreduktion wurde die Bombenlast abgeworfen, aber bald war klar, dass man nicht mehr weit kommen würde. Man beschloss, als Crew zusammen zu bleiben und notzulanden, weil man üble Gerüchte – von Folter bis Kastration – über das Schicksal abgesprungener GIs gehört hatte. Als auch der dritte Motor Feuer gefangen hatte und der Bomber zu explodieren drohte, setzte man eiligst auf dem nächstbesten Acker auf. Der Besatzung gelang es sogar noch, sich bis Herbstein durchzuschlagen, wurde dort aber gefangen genommen…
(Quellen: Harry Spiller, „Prisoners of Nazis“, S. 108ff.; Zeitzeugen Helmut Völlinger, Erich Dietrich und Josephine Michel.)
Großenlüder in Vergangenheit und Gegenwart
Unterstützen Sie uns bitte bei unserer Arbeit! Alte Fotos und Geschichten sind wichtige Zeitzeugnisse.
Stellen Sie deshalb Ihre alten Bilder zur Verfügung und erzählen Sie uns Ihre Geschichte(n)!
Ihr Eigentum bekommen Sie selbstverständlich wieder wohlbehalten zurück.
Kultur,- Heimat- und Geschichtsverein der Gemeinde Großenlüder e.V.
Wer unsere Arbeit unterstützen möchte, der wende sich bitte an
Thomas Mohr, Tel. 8544, thmohr@online.de, Michael Michel Tel. 8848
Klaus Schmitt, Tel. 8241, vkschmitt@web.de, Andreas Ruhl, Tel 620110, andreasruhl@gmx.net
Oder jeden Montag von 10 bis 12 Uhr im Heimatmuseum, Tel. 9110350