Raban und der „erlesene“ Schwartemagen
Dank Ferdinand Klitsch und Hubert Rützel wissen wir, dass etwas später als die Gebrüder Münker, in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg, ein weiteres Brüderpaar aus Großenlüder unter den Westfalengängern im Ruhrpott von sich reden machte. Im Gegensatz zu den legendären Helden der „Hessenschlacht von Stockum“ brauchten Raban und sein Bruder August indes keine Maurerlote zur Unterstützung ihrer Schlagwirkung. Vielmehr muss es sich bei ihrer Kraft und ihren Fäusten geradezu um „Naturgewalten“ gehandelt haben. Jedenfalls räumten sie in jeder Kneipe „gründlich“ auf, sobald einer ihrer Freunde in Not geraten war. Auch wenn auf einer Baustelle beispielsweise einmal eine schwere Last zu heben war, mit der ihre Kollegen offensichtlich nur schlecht zurechtkamen, wurde ihr Ehrgeiz sofort geweckt – und das Problem war im Nu erledigt.
Nun könnte man meinen, solche Stärke wäre mit einer gewissen Einfältigkeit verbunden gewesen. Weit gefehlt! Die Brüder konnten – anders als nicht wenige ihrer Kameraden – durchaus gut lesen, schreiben und rechnen. Zudem zeichneten sie sich durch Mutterwitz und eine gewisse Schlitzohrigkeit aus. So ist von Raban überliefert, dass er seinen Kollegen bereitwillig die Briefe ihrer Mütter und Frauen vorlas. Allen voran musste er dem jungen Ferdinand, einem tüchtigen Maurer und hoffnungslosen Analphabeten, die mütterlichen Briefe vorlesen. Allgemein bekannt war, dass sich die Frauen und Mütter in der Heimat gerne zusammentaten, um Porto zu sparen, wenn es um das Bestücken der Proviantpakete für ihre Lieben in der Fremde ging. Natürlich wusste Raban das auch. Und so konnte es schon mal vorkommen, dass er, ohne schlechtes Gewissen – sozusagen mit dem „Recht der Überlegenheit“ – den Text eines Briefes zu seinen Gunsten abwandelte – nach dem Motto: „Die Rotwurst ist für den Ferdinand, der Schwartemagen für den Raban.“
(Frei erzählt nach Hubert Rützel: „Hannes, duck dich där woerft“, Hosenfeld 1994, S. 66 f.)
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