Die Hausnamen von Großenlüder 1953

Die Hausnamen sind ein Spiegel des ländlichen Volksgeistes und bäuerlicher Eigenart. Ihr Hauptmerkmal liegt darin, dass die Eigentümer der Hausgrundstücke mehrfach gewechselt haben, ja, dass die Familien, die dem Hause den Namen gaben, vielfach längst ausgestorben und spurlos aus dem Ort verschwunden sind, aber die Namen der ursprünglichen Besitzer sind als Vermächtnis der Vergangenheit 200 und mehr Jahre geblieben. Sie sind im Volksbewusstsein so fest verwurzelt, dass ein auskunftheischender Ortsfremder von den Einheimischen viel besser bedient würde, wenn er den Hausnamen anstatt den Familiennamen einer gesuchten Familie gebrauchen würde.

Die meisten Hausnamen leiten sich von den Vornamen, zum Teil auch von den Familiennamen und dem Beruf des Namensgebers ab. In einigen Fällen sind die Hausnamen auch durch die Eigenart des betreffenden Namensgebers aus Spitznamen entstanden. Weit reicht oft ihre Entstehung zurück, bei manchen über den 30-jährigen Krieg hinaus.
In allen Fällen ist der Hausname und seine Erhaltung abhängig von der Einstellung der Umwelt, d.h. der Dorfgemeinschaft. Keinesfalls hat der Besitzer darauf Einfluss. Heiratet ein junger Mann in ein Haus mit altem Hausnamen ein, so legt er in den meisten Fällen den alten Hausnamen ab, und er bekommt von der Dorfgemeinschaft zwangsläufig den Beinamen des neuen Besitztums. Das Haus ist das Entscheidende, nicht der Besitzer, der ja nur als Sachverwalter der Sippe den Betrieb für sein Lebensalter führt.

Es darf deshalb auch jeder Hauseigentümer den Hausnamen mit Stolz tragen, gleich aus welchen Gründen dieser entstanden ist. Erwähnen möchte ich noch, dass diese Namen keine „Spitznamen“ sind, sondern durch die Dorfgemeinschaft geprägt wurden und ein gutes Stück Ortsgeschichte vermitteln.
In diesem Heft wird die Herkunft von 232 Hausnamen aus Großenlüder beschrieben.

Es kann über den Kultur-, Heimat- und Geschichtsverein bezogen werden.