Kolonialkrieger aus Großenlüder in Kiautschou, China

Kolonialkrieger aus Großenlüder in Kiautschou, China

Viele werden sich erinnern: Deutschland war einmal Kolonialmacht – mit einer Reihe von sog. „Schutzgebieten“ in Afrika bzw. Ozeanien und einer Besitzung in Asien, nämlich Kiautschou. Nach heutigen Ländergrenzen hätten die Gebiete fast 30 Staaten tangiert. Die meisten Kolonien wurden 1884 „übernommen“, einige davon blieben nur kurze Zeit im Besitz, andere gingen im Verlauf des I. Weltkrieges verloren. Mit Untergang des Kaiserreiches und dem Versailler Vertrag im Jahr 1919 wurde das Kapitel der deutschen Kolonialgeschichte endgültig geschlossen.
Johann Illner aus Großenlüder hätte indes über sein abenteuerliches Leben stundenlang erzählen können. Dank eines Interviews mit einem FZ-Mitarbeiter anlässlich seines 75. Geburtstages wurden wichtige Eckdaten seiner Vita festgehalten. So wurde der 20-Jährige 1912 nach Wilhelmshafen eingezogen. Schon im Januar 1913 wurde seine Einheit, das 3. Stamm-See-Bataillon, eingeschifft – mit dem Ziel Kiautschou. Japan hatte nämlich Ansprüche auf die deutsche Kolonie in China angemeldet, die es zu verteidigen galt. Auf die 42tägigen Seereise folgte in Tsingtau, dem Verwaltungssitz der Kolonie, eine harte Infanterieausbildung. Ende des Jahres bekam der junge Mann als Polizeisoldat an der Grenze des Schutzgebietes, einziger Europäer weit und breit, die oberste Polizeigewalt über ihm unterstellte chinesische Polizisten und 700 im Straßenbau eingesetzte Arbeiter.
Mit Kriegsausbruch wurde er 1914 nach Tsingtau zurückbeordert, um bei der Verteidigung der Stadt zu helfen. Englische und japanische Schiffsverbände griffen von der See 30.000 Japaner vom Land her an. Mit nur 4.000 Soldaten von Anfang an hoffnungslos unterlegen, hatte die deutsche Besatzung bis November ihre Munition restlos verschossen und Tsingtau musste aufgegeben werden. Auf diese Weise kam Johann Iller in japanische Gefangenschaft und wurde nach Kurume, Japan geschafft. Erst im Januar 1920 erhielt er seine Freiheit zurück. Zwei Monate später schließlich, am und 6. März 1920, kam er in seinem Heimatort Großenlüder an und konnte seine Familie wieder in die Arme schließen.
(Quellen: F. Klitsch: „Erlebnisse eines alten Kolonialkriegers“, FZ v. 07.01.67, Archiv Heimatmuseum;
Wikipedia.)

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