„Järbe Hermann on sin Zerwanst“
– Nach den Erinnerungen der Geschwister Erb (Winfried, Maria, Hildegard und Regina)
-Streamingdienste? Künstliche Intelligenz im Musikgeschäft? – Wie sich das alles verändert hat… Für „Järbe“ Hermann (H. Erb, Jahrgang 1923) und seinen „Zerwanst“ gab es jedenfalls nur Live-Musik, war ihm doch das musikalische Talent in die Wiege gelegt worden. Das Spielen hatte er sich selbst beigebracht und seine alte Ziehharmonika hütete er wie einen Augapfel.
Am Tag seiner Rückkehr aus dem Krieg, nahm er wortlos sein geliebtes Instrument, verzog sich in eine Kammer und spielte erst einmal eine Runde – erst jetzt war er wirklich zu Hause angekommen. Hermann und sein Cousin August Göbel hatten sich als das Duo „Goldpfeife“ weit über die Müser Ortsgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Stimmung und gute Laune zu verbreiten, war ihre große Passion. Für jeden Anlass hatten sie die richtigen Lieder parat. Dem Feiern und einem Gläschen nicht abgeneigt, konnte es des Öfteren spät werden. Wenn Hermann einmal die Augen zufielen, dann reichte ein kleiner Schubs und er spielte exakt dort weiter, wo er vor dem „Nickerchen“ aufgehört hatte.
Weil er ob der Stimmung oft auch spontan gebraucht wurde, klopfte es in „Järbe“ spät abends immer wieder mal an der Haustür. Meist packte er dann schnell seinen „Zerwanst“, verabschiedete sich und ward erst viele Stunden später wiedergesehen. Vereinzelt konnte es aber vorkommen, dass er nach vielen Auftritten und einem langen Arbeitstag zu müde war. So geschah es eines Abends, als es wieder einmal an der Haustür geklopft hatte, dass Hermann stöhnte: „Oje – de mon mich secher hol, aeber ich konn nett mee“. Er bat deswegen seine Rosel, die abendlichen Störer abzuwimmeln. „Mir mosse emo din Hermann mitnahm on au sin Zerwanst“, eröffneten ihr kurz darauf die beiden etwas angetrunkenen Männer an der Tür. Nicht gewohnt, Ausreden zu finden, erklärte Rosel spontan: „Ich soll soar, hä waer nett dahei.“ Und in dem Moment, als ihr klar wurde, was sie gesagt hatte, schlug sie den verdutzten Bittstellern auch schon die Tür vor der Nase zu …
(Textquelle v. Regina Erb.)
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