Hut auf Abwegen
-Mit freundlicher Mithilfe von Barbara Pflug, geb. Dietrich –
Im Nachlass der im Jahr 2022 verstorbenen Maria Dietrich, geb. Otterbein („Brange Moaree“) fand sich ein Schriftstück, auf dem ein Erlebnis aus ihrer Kindheit skizziert war: Damals, es muss Mitte der 1930er Jahre gewesen sein, war es in den meisten Familien – trotz Nazidiktatur – selbstverständlich, dass man jeden Gottesdienst besuchte, sofern man nicht verhindert war. Das schloss natürlich auch alle Andachten mit ein.
Für die drei Mädels im Hause Otterbein („Sippels“) galt das natürlich gleichermaßen. Die Kleinen empfanden die Kirchenbesuche allerdings häufig als eine sehr „zähe“ Angelegenheit – insbesondere, wenn an die Andachten noch lange Gebete angehängt wurden. Dementsprechend quengelten sie regelmäßig und wollten die Erlaubnis bekommen, wenigstens früher rausgehen zu dürfen.
Eines Tages hatten sie ihren Vater so weit. Als wieder einmal eine Andacht in der Kapelle am Langen Berg anstand, vereinbarten sie ein Zeichen für den Fall, dass die Gebete sich wieder in die Länge ziehen sollten. Ihr Vater versprach ihnen, seinen Hut auf die Brüstung der Empore zu legen und ihn wegzunehmen, sobald sie gehen durften. Die Vereinbarung hatte natürlich zur Folge, dass die Mädchen sich häufig umdrehten, um nach dem Hut zu schauen. Nach einer gefühlten Viertelstunde rollte plötzlich ein Hut durch den Mittelgang. Sie drehten sich um, und der Hut war tatsächlich weg. Etwas unsicher zwar, aber dennoch hocherfreut, standen die drei Schwestern auf und verließen die Kapelle. Draußen vertrieben sie sich mit kleineren Spielen die Zeit, bis ihr Vater endlich erschien. Ziemlich aufgeregt herrschte dieser seine Töchter an: „Ihr Keng, ihr saeid vill zo freh rus!“ Zu ihrer Verteidigung entgegneten sie, dass doch der Hut weggewesen sei. Daraufhin erklärte er: „Daer woar mir doch bloß nob gefalle.“
Großenlüder in Vergangenheit und Gegenwart
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