„Haesse“ Anton und sein bewegtes Leben


„Haesse“ Anton und sein bewegtes Leben
– Nach den Erinnerungen von Arthur Schlitzer („Haesse Addur“)

Dem in „Lodze-Bidnesch“, in der damaligen Hintergasse in Großenlüder, aufgewachsenen Anton Schlitzer blieb nichts erspart. Im Ersten Weltkrieg wurde er als 18-jähriger an die Front geschickt. Im Dreistellungskampf traumatisiert, verfolgte ihn das Erlebte sein ganzes Leben lang, musste er doch im Granatenhagel verschüttete Kameraden mit den Händen im Kampfgeschehen ausbuddeln, nur um festzustellen, dass ihnen nicht mehr zu helfen war. Im Zweiten Weltkrieg, 1942 eingezogen, blieb ihm die Front Gott sei Dank erspart. Vielmehr half ihm sein Gesangstalent, die Kriegsjahre zu überleben. Anton sang und schrieb tatsächlich schon seit Langem deutsche Chansons. Und weil ein Mannschaftsdienstgrad nicht an Offiziersabenden auftreten durfte, wurde er kurzer Hand zum Unteroffizier befördert, was ihm bald darauf tatsächlich das Leben retten sollte. Der kinderliebe Anton hatte nämlich einer polnischen Frau mit drei kleinen Kindern eine Militärdecke geschenkt. Ein Offizier sah das und wollte ihn „wegen Entfernung von Heeresgut“ an die Wand stellen. Da er Unteroffizier war, wurde er verschont…
Zwischen den Weltkriegen hatte der Schustergeselle in einer von den Vätern arrangierten sog. Hin- und Her-Heirat (zwei Geschwister heirateten zwei andere Geschwister) „Haesse“ Rosa geehelicht. 1931 übernahm das junge Paar die Regie in der von Adalbert Gerk seit 1891 geführten Gastwirtschaft. Es wurde für 1000 Mark ein Saal angebaut. Das war gut investiertes Geld, denn für die Zukunft machte der Saal den Unterschied und zahlte sich immer wieder aus – nicht nur, weil der Gesangsverein fortan in „Haesse“ proben konnte. Allein an der Finanzierung wäre der Bau beinahe gescheitert, hatte die Sparkasse die Familie doch als nicht kreditwürdig angesehen. Ein „Westfalengänger“, seines Zeichens Schornsteinbauer, machte das Projekt schließlich möglich. So konnte Anton auch nach dem Krieg seinen Chansons treu bleiben. Jetzt trug er, nunmehr im eigenen Saal, Lieder vor wie „Anna ist kitzelig“ oder „Mit der Emma auf der Banke“. Begleitet wurde er meist von seinem Maskottchen, einem schwarzen Geißbock, der eines Tages vergiftet im Stall lag. „Neider hatte mein Vater leider auch, nicht nur Freunde“, so Arthur.

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