Großenlüderer Original in der Darlehenskasse

Großenlüderer Original in der Darlehenskasse
– Nach einer Vorlage von Hubert Günther –

Im Jahr 1955, als Hubert Günthers Schwiegervater, Helmut Schwarz aus Müs („Neese Helmut“), seine Lehre beim Darlehenskassenverein (heute Raiffeisenbank) gerade begonnen hatte, befand sich diese noch unterhalb des Lindenbergs.
Damals war es durchaus noch üblich, dass man intern den Haus- oder Spitznamen der Kunden verwendete. Und so kam es, dass Helmut an jenem denkwürdigen Tag von seinen altgedienten Kollegen den Auftrag bekam, sich um „de Schlabberjacke“, einen ‚Herrn‘ aus der Nachbarschaft, zu kümmern. Eifrig, wie es sich für einen jungen Banklehrling geziemte, begrüßte er den ihm nicht bekannten Mann. Dieser wünschte in Erfahrung zu bringen, ob ein von ihm getätigtes Geschäft bereits auf seinem Konto Niederschlag gefunden habe – mit den Worten: „Is mi Gaeld scho do?“ Auf die Frage der hilfsbereiten Kollegen nach dem Begehr des Kunden antwortete Helmut nach bestem Wissen und Gewissen: „‚De Schlabberjacke‘ möchte wissen, ob Geld auf seinem Konto eingegangen ist.“ – Zwangsläufig hatte natürlich auch der Besucher den Wortwechsel mitbekommen und die bisher freundliche Art des Mannes war mit einem Schlag wie weggeblasen. Er griff über den Tresen, packte Helmut am Kragen und fragte in zornigem Ton: „Jengee, bee heiß ich?“ Der Junge, der nicht wusste, wie ihm geschah, fragte verunsichert und in dem festen Glauben, die notwendige Höflichkeitsformel vergessen zu haben: „Herr Schlabberjacke?“ Da setzte es auch schon eine Ohrfeige, die sich im wahrsten Sinne des Wortes gewaschen hatte. Gleichzeitig wurde er von seinem Gegenüber – der die Herkunft des Lehrlings offensichtlich kannte – wie folgt laut und deutlich belehrt:
„Du verdammter ‚Mieser Traebbeschisser‘, mein Name ist Wilhelm Reith und ich bin Viehhändler! Hast du das verstanden?“ Der so gemaßregelte zitterte am ganzen Körper und musste sich von diesem Schock erst einmal erholen…
Bekanntermaßen war „de Schlabberjacke“ aber nicht nachtragend und im Grunde ein herzensguter und zu vielen Späßen aufgelegter Mensch, sodass diese „Erstbegegnung“ keinerlei Folgen hatte. Vielmehr war man von diesem Zeitpunkt an gut miteinander bekannt.

Großenlüder in Vergangenheit und Gegenwart
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