Großenlüder im 3. Reich, Karwoche 1945

Karwoche 1945
Seit Monaten führen wir mit älteren Mitbürgern Interviews, damit ihr Wissen und ihre Erlebnisse für die Nachwelt erhalten bleiben. Im Rahmen dieses Projekts wurden uns viele interessante Geschichten und Anekdoten erzählt – unter anderem von Helmut Völlinger, Jahrgang 1933, dessen Erinnerungen die Grundlagen des hier vorliegenden Berichtes bilden:
In der Karwoche 1945 überschlugen sich laut Helmut die Ereignisse. Die Amerikaner waren im Anmarsch und die Angst der Erwachsenen übertrug sich nach und nach auf die Kinder. In einer Nacht- und Nebelaktion hatte Helmut z.B. mitgeholfen, ein am Ortsrand in der Nähe seines Elternhauses („Miätze“, Mährecke) abgestelltes Kettenfahrzeug der Wehrmacht in die Büsche am Sodegarten zu schieben und so zu verstecken. Auch hatte er riesige Angst um das Fahrrad seiner Mutter gehabt, das sich ein Soldat an der Lüderbrücke „nur kurz“ ausgeliehen hatte, um sich mit seinen Kameraden an der Brücke in Kleinlüder abzustimmen, da beide Brücken gesprengt werden sollten. Als er immer länger ausblieb, wurde Helmut zunehmend unruhiger. „Bos hätt ich minner Motter söllt soar?“ Zum Glück bekam er das Rad irgendwann doch wieder, wenn auch spät am Abend.
Helmut Völlinger erinnert sich auch an die amerikanischen Flugzeuge, die über Großenlüder Richtung Fulda fl ogen, an Deserteure, die sich in Kellern und Scheunen – so auch bei „Miätze“ – versteckten und an die von Küster Kaub gehissten weiße Fahnen, die laut der Augenzeugen von versprengten Wehrmachtssoldaten beschossen wurde. Es wurde gar gedroht, „das ganze Nest in die Luft zu sprengen“. Das einschneidendste Ereignis aber geschah im Hohlweg an der Grotte. Auf der Flucht vor amerikanischen Fliegern hatte ein Halbkettenfahrzeug der Wehrmacht mit drei Anhängern und einer Gulaschkanone dort Schutz gesucht… (Weiter siehe nächste Ausgabe!)

Quellen: Interview mit dem Zeitzeugen Helmut Völlinger; 1150 Jahre Großenlüder, 1973

Zeitzeugen gesucht!
Wer hilft beim Kampf gegen das Vergessen?
Wir suchen aus der Zeit des Nationalsozialismus, des Zweiten Weltkrieges und der Zeit, als die „Amis“ kamen,
Fotos und Dokumente für unser Archiv.
Darüber hinaus sind wir interessiert an Geschichten und Erinnerungen jedweder Art zu diesen Themen
(auch was Eltern oder Großeltern erzählt haben).

Kultur,- Heimat- und Geschichtsverein der Gemeinde Großenlüder e.V.

Wer unsere Arbeit unterstützen möchte, der wende sich bitte an
Thomas Mohr Tel. 06648/8544 oder Michael Michel Tel. 06648/8848

Oder jeden Montag von 10 bis 12 Uhr im Heimatmuseum, Tel. 9110350

/ Dorfgedächtnis / Tags: ,