Großenlüder im 3. Reich, Die „Karriere” des Rudolf Jordan

Die „Karriere” des Rudolf Jordan
Der im letzten Teil erwähnte Großenlüderer Lehramtsbewerber Rudolf Jordan wurde wegen seiner nationalsozialistischen Umtriebe schon Ende 1929 als „für den Beruf eines Volksschullehrers ungeeignet“ aus dem Schuldienst entlassen. Danach tat er sich hervor als NSDAP Vertreter im Fuldaer Stadtparlament, als Redakteur der NS-Wochenzeitschrift „Fuldaer Beobachter“, später als Gauleiter von Halle-Merseburg und als Abgeordneter des preußischen Landtages. Schließlich wurde Jordan 1937 sogar Reichsstatthalter der Länder Braunschweig und Anhalt und gelangte als solcher in den Rang eines Reichsministers. In diesem Amt blieb er – wie Schick es ausdrückte – „treu bis zum bitteren Ende“. Auch nach seiner achtjährigen russischen Gefangenschaft zeigte er, bis zu seinem Tod in München lebend, weder Reue noch die Erkenntnis einer Mitschuld an den Gräueltaten der Nazis. Das zeigen zumindest seine Publikationen aus den Jahren 1971, 1974 und 1984. Im Gegensatz zu Jordan wurden die anderen Protagonisten zügig rehabilitiert. In wenigen Fällen kam es zu Entnazifizierungsverfahren (oder wie es eine Zeitzeugin ausdrückte: „See mosste en goot spräch.“) und einem zeitweiligen Berufsverbot für einen Lehrer.
Widerstand
Im Dorf gab es während der NS-Jahre durchaus nennenswerten Widerstand, der sich nicht nur an der Person des Pfarrers festmachen lässt. Auch der Maurer Friedrich Schönherr, langjähriger Vorsitzender der KAB, muss erwähnt werden. Überhaupt waren die Vereine KAB, DJK und Kolping den Nazis als vermeintliche Zellen der „Staatsfeindlichkeit“ lange Zeit ein Dorn im Auge, bis sie nach und nach schlichtweg verboten wurden. (Fortsetzung folgt!)

Quellen: Interviews mit Zeitzeugen; Fuldaer Zeitung; Elmar Schick, Stationen der Machtübernahme, Fulda 2002; Elmar Schick, Täter und ihre Opfer, Petersberg 2015; Rudolf Zibuschka, Fulda 1932-1939 im Spiegel der Fuldaer Zeitung, Fulda 1989

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