Ein Jägerleben in Kleinlüder – ganz ohne Jägerlatein (?)

Ein Jägerleben in Kleinlüder – ganz ohne Jägerlatein(?)

Wilhelm Motz, vom Daretzhof stammend, war über 50 Jahre seines Lebens ein passionierter Jäger, der über jeden seiner Abschüsse aufs Genaueste Buch führte. Demnach hatte der zwar kleine, aber kräftige Mann mit dem gewaltigen Schnurrbart im Juni 1918 sein außerordentlichstes Jagderlebnis.
Die Gemeindejagd Kleinlüder war damals an einen Uerdinger Hotelier verpachtet, der regelmäßig mit drei Jagdfreunden auf die Jagd zu gehen pflegte und von Wilhelm in seiner Funktion als Jagdaufseher begleitet wurde. Auf einem dieser Jagdausflüge hatte Wilhelm seine vier Uerdinger gerade in der brütenden Sommerhitze am „Kärg“ (Gemarkung Kleinlüder) auf Ansitz gebracht. Den letzten Hochstand hatte er für sich reserviert. Kaum war er zur Ruhe gekommen, traten plötzlich zwei majestätische Hirsche, aufmerksam sichernd, in ca. 40 m Entfernung auf eine kleine Lichtung, um zu äsen. Als sich Wilhelms Erstarrung gelöst hatte, legte er in Sekundenschnelle seine Zwillingsbüchse an, zielte und drückte ab. Während das erste Tier im Feuer zusammenbrach, wurde auch schon das zweite getroffen. Zwei Blattschüsse. Ein Zehnender von 90 und ein Achtender von 70 kg lagen „auf ihrer Decke.“ Die herbeigestürzten Uerdinger trauten ihren Augen nicht. Wie es Brauch war, steckte Jagdherr Mattjes den Tieren blutige Zweige in den „Äser“ und dem Schützen an den Hut. Dann ging man an die Arbeit. Die kostbare Jagdbeute wurde ausgeweidet und ins Dorf geschafft. Den Abend beschloss ein Jagdmahl zu Ehren des Schützen und des Schutzpatrons der Jagd, St. Hubertus.
Aus dem Tagebuch des begeisterten Jägers geht hervor, dass er fast 1300 Abschüsse zu verzeichnen hatte, meist zwar Hasen, aber von Hirschen bis zu Wildvögeln war alles gelistet.
Dass der 90jährige Wilhelm 1952 auf dem Sterbebett allerdings seinem Enkel Reinhold Koch das Versprechen abnahm, nie Jäger zu werden, ist nach einem solchen Leben kaum nachzuvollziehen. Hatte ihn vielleicht doch das schlechte Gewissen gepackt oder gab es für sein Ansinnen andere Gründe? Niemand weiß es.
(Quelle: F. Klitsch: „Jägerlatein und eine wahre Jagdgeschichte“, 1965, Archiv Heimatmuseum.)

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