Eichenau: Konrad und der Franziskanerpater


Eichenau: Konrad und der Franziskanerpater

Als in der guten alten Zeit, als „Wagen ohne Pferde“ noch eine Seltenheit waren, wieder einmal das Fest ihres Kirchenpatrons, des heiligen Valentin, anstand, war ganz Eichenau auf den Beinen. Der Ort wurde herausgeputzt, die kleine Kirche geschmückt und das Festmahl vorbereitet – Erbsenkraut mit Schweinefleisch. Am Festtag oblag es schließlich Engelbert und seinen Rappen mit blankgewienerter Kutsche den Franziskanerpater für den Gottesdienst vom Bahnhof in Großenlüder abzuholen.
Der Pater, ein noch junger Mann mit klarer Stimme, zelebrierte einen würdigen Festgottesdienst und Engelbert sorgte für die musikalische Begleitung des gemeindlichen Gesangs. Nach dem Gottesdienst waren dementsprechend auch alle angetan von der gelungenen Messfeier. Und so versammelten sich der Bürgermeister, die Gemeinderäte, die Bauern und Hüttner in der Gastwirtschaft, um den Festtag abzurunden. Natürlich war auch der Franziskaner eingeladen. Niemandem war indes aufgefallen, dass zwei Spaßvögel, der „Möllerhans“ und „Zohme Heich“, dafür gesorgt hatten, dass Konrad, ein etwas schwerfälligerer Mann, an der Seite des Paters Platz nehmen konnte. Stolz, ob der großen Ehre, und bemüht, das Gespräch mit dem Geistlichen in Gang zu halten, verspürte Konrad plötzlich einen Stich in seinen Allerwertesten. Wenig später wiederholte sich das in immer kürzeren Abständen. Was Konrad nicht wusste, die beiden „Komiker“ hatten sich direkt hinter ihm platziert, um ihren Schabernack mit ihm treiben zu können. In geschickter Weise setzten sie ihre Stiche so, dass Konrad der Meinung sein musste, dass der Pater der Übeltäter sei. Dabei hatten sie heimlich ihren Spaß an den Zuckungen des Vordermannes. Dadurch motiviert, stachen sie immer fester zu, bis Konrad endlich genug hatte. Er sprang auf und schleuderte dem verblüfften Pater seine Verachtung mit den Worten ins Gesicht „Jong, bann de etz kaenn Gewaeihde wiäscht, haett ich dr ei gedaengelt, desde dee Aengel herscht piff.“ Daraufhin drehte er sich um und verließ entrüstet die fassungslose Gesellschaft.
(Quelle: F. Klitsch: „Konrad und der Franziskanerpater“, 18.11.61, Museumsarchiv.)

Großenlüder in Vergangenheit und Gegenwart
Unterstützen Sie uns bitte bei unserer Arbeit! Alte Fotos und Geschichten sind wichtige Zeitzeugnisse.
Stellen Sie deshalb Ihre alten Bilder zur Verfügung und erzählen Sie uns Ihre Geschichte(n)!
Ihr Eigentum bekommen Sie selbstverständlich wieder wohlbehalten zurück.

Kultur,- Heimat- und Geschichtsverein der Gemeinde Großenlüder e.V.
Wer unsere Arbeit unterstützen möchte, der wende sich bitte an
Thomas Mohr, Tel. 8544, thmohr@online.de, Michael Michel Tel. 8848
Klaus Schmitt, Tel. 8241, vkschmitt@web.de, Andreas Ruhl, Tel 620110, andreasruhl@gmx.net

Oder jeden Montag von 10 bis 12 Uhr im Heimatmuseum, Tel. 9110350