„Durch Kalk bekannt im ganzen Land“


„Durch Kalk bekannt im ganzen Land“

Spätestens durch die Römer war die Verwendung und das Brennen von Kalk (lat. „calx“) in Germanien verbreitet worden – nicht nur für den Hausbau und wegen seiner desinfizierenden Wirkung zum Tünchen von Hauswänden, sondern auch zum Düngen. Überall da, wo Kalkstein wie in unserer Gegend gut zugänglich war, entstanden deshalb ab dem 19. Jahrhundert Kalkbrennanlagen.
In Müs wurde von den Maarer Familien Zinn und Walter im Jahr 1889 der erste Kalkofen in Betrieb genommen. Ein zweiter folgte 1893 durch den Müser Ziegeleibesitzer Josef Schnell. Diese Anlage war fünf Meter hoch und hatte einen Durchmesser von 1,60 Meter. Mit ihr konnten bis zu fünf Tonnen Kalk am Tag gebrannt werden. 1895 wurde sie von Georg Otterbein („Scholtese Jörg“) übernommen, der schon 1889 Teilhaber der „Maarer“ geworden war. Zwischenzeitlich hatte Otterbein noch einen kleineren Brennofen am anderen Ende des Weinberges aufgekauft und vor allen Dingen das angrenzende Gelände erworben. Und Otterbein vergrößerte sich weiter: Um 1900 erfolgte der Erwerb des abbaufähigen Grundstückes zwischen den Anlagen, 1910 zahlte „Jörg“ seine Maarer Partner aus und 1920 erwarb er zudem einen von Johannes Pflug in 1902 errichteten Ofen.
Aber durch die große Konkurrenz unter den vielen Kalkwerken in unserer Gegend gab es zunehmend Absatzprobleme. Selbst die Größe des inzwischen von Sohn August geführten Betriebes, hatte man doch 1920 bereits bis zu 20 Beschäftigte, hätte die Firma Otterbein wahrscheinlich nicht ausreichend vor dem Untergang schützen können, wenn der alte „Jörg“ nicht die Idee gehabt hätte, die damals den entscheidenden Unterschied machen sollte, nämlich – zukünftig den Kunden den Kalk zu liefern. Klitsch führt dazu aus: „Der Jörg lud dann bis zu 50 Zentner Kalk auf seinen Wagen und fuhr mit dem bildschönen Schimmelgespann über Berg und Tal bis in den hohen Vogelsberg hinauf. Der alte Jörg war ein Fuhrmann und Pferdepfleger von altem Schrot und Korn, den man bei Wind und Wetter mit seinem Gespann unterwegs sah…“
(Quellen: F. Klitsch: „Durch Kalk bekannt im ganzen Land“, Museumsarchiv Großenlüder; Helmut Gerk: „Chronik von Müs“, S. 232ff.)

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