Dorforiginal: „De Schlabberjacke“ (1)


Dorforiginal: „De Schlabberjacke“ (1)
– Nach den Aufzeichnungen von Gerhard Dietrich –

Wilhelm Reith, im Allgemeinen unter seinem Spitznamen „Schlabberjacke“ bekannt und von den Jüngeren gerne „Billy“ genannt, war eine schillernde Persönlichkeit. Ob er als Viehhändler seinen Lebensunterhalt bestreiten konnte, sei dahingestellt. Dass er für Ruhls („Reise“) z. B. nebenbei Schlachtabfälle entsorgte und andere Gelegenheitsfahrten übernahm, mag natürlich auch seinem exzessiven Lebensstil geschuldet gewesen sein. Zumindest war er meist knapp bei Kasse.
Sein Spitzname kommt indes in jedem Fall von seinem für Viehhändler typischen blaugrauen Kittel, den er üblicherweise offen, aber, was viel wichtiger war, bei fast jeder Gelegenheit trug. Dazu hatte er meist Gummistiefel an, die ihn auch dazu prädestinierten, den Ball regelmäßig aus dem „See“ zu holen, der sich nach Regengüssen an der Josefstatue – als der Teutonenplatz noch an der Josefstraße war – gebildet hatte. Seine dortigen Einsätze hatten für Teutonenfans geradezu Kultstatus. Aber überhaupt war Wilhelm Reith mit Teutonia über viele Jahre hinweg eng verbandelt.
Nach dem Krieg trug er jahrelang als Aktiver das Teutonentrikot, war Kapitän der Reserve (Als solcher rettete er, wie wir berichteten, durch Plattstechen des Balles ein längst verloren geglaubtes Ligaspiel.), war Fußballobmann und selbst 1. Vorsitzender. Er war eben ein cleverer Mann, wenn auch mit allen Wassern gewaschen – und der Alkohol wurde mehr und mehr sein Begleiter… Dass sich Wilhelm Reith in der Großenlüderer Kneipenszene gut auskannte, war ein offenes Geheimnis. Insbesondere „Scholbaeckesch“ hatte es ihm angetan. Mit seinen Kumpels („Krackeferschder“, „Kull“, „Eichedebaerer“ u. a.) und einer wachsenden „Fangemeinde“ „arbeiteten“ sie fast tagtäglich am Ruf der „Hölle“. Im alkoholisierten Zustand avancierte er sogar zum legendären Solotänzer. Wenn dann noch der Krackeferschder mit der „Teufelsgeige“ aufspielte war der Abend perfekt. Doch dazu später…

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