Dorfgedächtnis, Zwibbelsploatz – Ein Stück lebenslange Erinnerung

Zwibbelsploatz – Ein Stück lebenslange Erinnerung
– Kindheitserinnerungen von Manfred Janisch –

Im Februar 1946 kam ich nach der Vertreibung aus meiner Heimat mit meinen Eltern nach Uffhausen.
Uns wurde ein Quartier bei der Familie Seuring (Äf), Hausnummer 45, zugeteilt. Als knapp Sechzehnjähriger
hatte ich schon „einiges erlebt”: die letzten Kriegsmonate als Angehöriger vom Volkssturm, den Herbst 1945 in einem Arbeitslager der Russen und schließlich die Vertreibung und Fahrt im Viehwaggon bis Fulda.
Nun war ich ohne Arbeit, ohne Weiterbildung und der „Kohldampf” war mein ständiger Begleiter.
Im Backhaus in der Hohl (jetzt Sebastianstraße) haben die Frauen öfters Brot gebacken. Den Geruch des frisch
gebackenen Brotes konnte man bis in unsere nahegelegene Wohnung wahrnehmen. Das machte mich neugierig!
Am Backhaus beobachtete ich die Arbeit der Frauen und stellte fest, dass auch etwas wie Kuchen aussehend auf einem runden Blech aus dem Ofen geholt wurde. Eine Frau – leider kenne ich ihren Namen nicht mehr- hat mir ein Stück angeboten und erklärt, dass es sich dabei um „Zwibbelsploatz” handelte.
Heißhungrig verschlang ich das noch warme Stück und da wurde mir noch eine Portion gereicht. Das Glück war nicht zu beschreiben! Noch heute, 75 Jahre nach diesem Erlebnis, bin ich den Backhausfrauen dankbar und bis zum heutigen Tage spüre ich den Geschmack von diesem „Schmankerl“ – dem „Zwibbelsploatz”!

Großenlüder in Vergangenheit und Gegenwart
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Repro: Hubert Brähler