„Passiver Widerstand” in der „Hölle”
Die Ortsgruppe der NSDAP hatte wieder einmal zu einer Kundgebung auf dem Marktplatz eingeladen. Aber bekanntermaßen gab es nicht allzu viele Großenlüderer, die von der NSDAP und ihrem Gedankengut begeistert
waren. Und von der Kanzel herab wurde – wie in der Gemeinde üblich – ganz klar gegen die Hitlerpartei Stimmung gemacht. Trotzdem galt es für viele, ihre lästige Pflicht zu erfüllen. Die meisten trauten sich einfach nicht, ihre Haltung offen zu zeigen. Das war ihnen zu gefährlich. Trotzdem soll sich Folgendes in Großenlüder zugetragen
haben:
Rechtzeitig hatte sich also der Platz vor „Hasenauesch“ mit einer ansehnlichen Menschenmenge gefüllt. Und im Getümmel befand sich auch Heinrich Kreis, allseits bekannt unter dem Namen „de Krackeferschder“, wie so oft im Kreis seiner Kumpanen. Diese hatten jedoch partout keine Lust an der Kundgebung teilzunehmen. Deshalb hatten
sie einen Plan geschmiedet, den es jetzt umzusetzen galt…
Mitten in der Menschenmenge ging es dem „Krackeferschder“ mit einem Mal zunehmend schlechter. Es gelang ihm gerade noch zu rufen: „Ich fall gleich em“, als er sich auch schon umfallen ließ und den Ohnmächtigen spielte. Wie verabredet kümmerten sich seine umstehenden Kumpels fürsorglich um ihn. Sie bargen ihn zunächst aus dem Gedränge und trugen ihn dann zu sechst nach „Scholbaeckesch“ in die Gastwirtschaft, von Stammkunden nicht ohne Grund nur „Hölle” genannt. Wie dem auch sei – nach ein, zwei Bier soll es dem zuvor ohnmächtigen Dorforiginal gleich viel besser gegangen sein. In jedem Fall war die Kundgebung für den ‚Patienten‘ wie für seine ‚Sanitäter‘ vorzeitig beendet.
Großenlüder in Vergangenheit und Gegenwart
Unterstützen Sie uns bitte bei unserer Arbeit! Alte Fotos und Geschichten sind wichtige Zeitzeugnisse.
Stellen Sie deshalb Ihre alten Bilder zur Verfügung und erzählen Sie uns Ihre Geschichte(n)!
Ihr Eigentum bekommen Sie selbstverständlich wieder wohlbehalten zurück.
Kultur-, Heimat- und Geschichtsverein der Gemeinde Großenlüder e.V.
Redaktion: Thomas Mohr, Tel. 06648/8544 / Michael Michel, Tel. 06648/8848
Oder jeden Montag von 10 bis 12 Uhr im Heimatmuseum, Tel. 9110350
Repro: Hubert Brähler
