Dorfgedächtnis, Geschichte eines Küsters: „Es Kaubche“

Geschichte eines Küsters: „Es Kaubche“

Josef Kaub wurde im Jahr 1881 unehelich als Josef Nobis in Königstadt bei Deidesheim an der Weinstraße geboren.
Als er sechs Jahre alt war, heiratete seine Mutter, Barbara Nobis, einen Herrn Franz Kaub. Dieser wollte seinen Stiefsohn aber nicht in seiner Familie großziehen. Deshalb wurde Josef von seiner Mutter getrennt und wuchs im Kloster auf. Nachdem er den Schneiderberuf erlernt hatte, ging er auf Wanderschaft und kam eines Tages als Wanderbursche nach Fulda. Dort entschloss er sich, ins Kloster am Frauenberg einzutreten. Sein Ansinnen wurde ihm jedoch verweigert, weil er als uneheliches Kind auf die Welt gekommen war.
In Großenlüder fand er schließlich Arbeit, wurde sesshaft und lernte seine Frau kennen. Über viele Jahre hinweg übte Josef Kaub das Küsteramt aus und war irgendwann aus unserer Gemeinde nicht mehr wegzudenken. Da sich um seine Person einige Anekdoten rankten, sei hier an zwei von ihnen erinnert:
Als am Gründonnerstag des Jahres 1945 die Amerikaner in Großenlüder einrückten, hisste er – trotz Strafandrohung durch den NSDAP-Ortsgruppenführer Thalmann – vier weiße Fahnen an den Ecken des Turmes der Pfarrkirche. Auf sein Tun angesprochen, soll er geantwortet haben: „Ich loss mor doch mie Kerch nett kabutt schess.“
Josef Kaub war zudem bekannt für seinen Kautabakkonsum. Egal, wo er sich befand, er musste immer was „zwischen den Zähnen“ haben. So wollte er auch während der heiligen Messe – wenn er z. B. den Klingelbeutel herumgehen ließ – nicht darauf verzichten. Als Gläubige daran Anstoß nahmen, erklärte er unmissverständlich in seiner unvergleichlichen Art: „Bos de Poarr Hillenbrand un de Bischof Damian konn, deff iich au.“

Großenlüder in Vergangenheit und Gegenwart
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Kultur-, Heimat- und Geschichtsverein der Gemeinde Großenlüder e.V.
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Repro: Hubert Brähler