„Gäulsverrecken, das sind Schrecken“
Emil Leister (1905 – 1989) berichtet in seinen Aufzeichnungen „Über das bäuerliche Berufsleben in Großenlüder“ über die Bedeutung der Pferde für die einheimischen Bauern. Bis zur allmählichen Motorisierung der 50er Jahre galten sie als die begehrtesten Zugtiere. Dementsprechend wertvoll waren sie für jeden Landwirt. Wenn ein Pferd einging oder geschlachtet werden musste, war der Schaden enorm. Ein laut Leister ‚etwas pietätloser‘ – heute undenkbarer – Ausspruch, der vermeintlich nie offen geäußert wurde, bringt die Sache auf den ‚frauenfeindlichen‘ Punkt: „Weibersterben, kein Verderben – Gäulsverrecken, das sind Schrecken“. (Seite 10)
Leister erklärt weiter: „Da in solchen Fällen wieder ein neues Pferd gekauft werden mußte, kam es dann zu dem nervlich strapaziösen Pferdehandel, der sich nach einem gewissenüberlieferten Ritus vollzog. Bis zum Jahre 1933 war der Viehjude meistens der Handelspartner. Nach dieser Zeit handelten die Bauern untereinander, oft über einen Vermittler. Zum Kauf eines Pferdes wurde der sogenannte Schmuser mitgenommen. Dieser war irgendein Freund oder Gönner des Bauern. Dessen Aufgabe war es, zum einen Zeuge des Handels und der gegebenen Garantien zu sein, zum anderen mußte er versuchen, durch Redegewandtheit den geforderten Preis herunterzudrücken. … Nach dem Handel gab es dann den Winkof (Weinkauf). Im Wirtshaus fand der Handel damit seine Krönung. Der Winkof, so wollte es die Regel, hatte einen gespaltenen Huf. Das hatte zu bedeuten, daß die Zeche von jedem der Handelspartner zur Hälfte bezahlt wurde.“ (ebenda)
Großenlüder in Vergangenheit und Gegenwart
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Repro: Hubert Brähler