Ferdi alias „Fuste Kull“
Zweifellos war Ferdi neben dem „Krackeferschder“ eines der schillerndsten Originale, die Großenlüder je hervorgebracht hat. Rund um ihn und seine Kumpane war immer etwas los – zumindest, wenn Alkohol im Spiel war. Bevor sich der Mantel des Vergessens ganz über die Erinnerung an ihre Eskapaden senkt, sollte er vielleicht doch noch einmal kurz gelupft werden. Das ist allerdings leichter gesagt, als getan, denn sowohl die wenigen Zeitzeugen als auch die Gerüchtekenner (Erzähler aus zweiter Hand) können zwar noch einiges berichten, wissen aber meist nicht, ob ihre Anekdoten tatsächlich der Wahrheit entsprechen.
Sozusagen „verbrieft“ weiß man, dass Ferdi eine folgenschwere Auseinandersetzung mit amerikanischen Besatzungssoldaten austrug, über deren eigentliche Ursache sich schon wieder die Geister scheiden – doch dazu im zweiten Teil…
Mit Sicherheit kann man darüber hinaus gleichermaßen behaupten, dass es sich bei ihm und seinen Leuten um Kenner der Großenlüderer Kneipenszene handelte. Insbesondere die „Hölle“ („Scholbäckesch“) hatte es ihnen angetan. Geradezu legendär scheint sein gnadenloses Litertrinken gewesen zu sein – auf ‚ex‘ natürlich – und egal, ob mit oder ohne „Bröckchen“, wie „Insider“ zu berichten wussten. Dabei tat er das nur, um einen weiteren Liter spendiert zu bekommen. Und genau aus diesem Grund machte er sich anscheinend mit zunehmendem Alter und sinkender „Formkurve“ später oft genug zum Gespött der männlichen Dorfjugend. Warum er sich aber als regelmäßiger „Höllenbesucher“ in jüngeren Jahren selbst als gedungenen Feuerteufel inszenierte und so
die Gerüchteküche rund um seine Person anheizte, versteht heute kein Mensch mehr. So muss er, wenn es gebrannt hatte, mit schwerer Zunge immer mal wieder Bemerkungen gemacht haben wie: „Ich hon e lang Lunte gelaet.“ oder „Es war stockdonkel un ich hon mer erscht emo Lecht gemoat.“ oder „De hon goot bezohlt.“ Ob diese Aussagen einen wahren Kern hatten oder ob Ferdi sich nur wichtigmachen wollte, ist heute nicht mehr zu verifizieren. Fest steht, dass ihm nie etwas nachgewiesen werden konnte, und knapp bei Kasse war er eigentlich immer – da sind sich alle einig.
Dass Ferdi und sein bester Kumpel zur Faschingszeit zur Hochform aufliefen, das kann man dagegen wieder mit Sicherheit aussagen. Sie bildeten ein bizarres Gespann: „de Kull“ als eigenwilliger Strohbär und „de Krackeferschder“ als Bärenführer. So zogen sie mit lautem Tamtam durchs Dorf und natürlich von Kneipe zu Kneipe, und überall gab es ein großes Hallo bzw. Helau. Für Kinder war das Gespann faszinierend und ängstigend zugleich. Da wurde garantiert so manche Vaterhand aus Furcht fester gedrückt als nötig. Legendär war in diesem Zusammenhang übrigens auch der Schlauch, mit dem dem Strohbären Flüssigkeit zugeführt wurde. Der Alkoholspiegel musste schließlich auf Niveau gehalten werden…
Großenlüder in Vergangenheit und Gegenwart
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Kultur,- Heimat- und Geschichtsverein der Gemeinde Großenlüder e.V.
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Repro: Hubert Brähler