Christmette zu Zeiten des Krieges (vor rund 80 Jahren)
– Nach den Erinnerungen von Rosa Sander, geb. Pfeffer –
Pfarrer Ruez feierte damals die Christmette noch um 4 Uhr, also mitten in der Nacht. Spätestens um Viertel nach drei wurden die Kinder geweckt. Es wurde sich kurz frisch gemacht. „Dann horchten wir auf die Schrittgeräusche der ‚Dannehöfer Gustel‘, die vor unserem Haus an der Breiten Brücke durch den Schnee vorbeistapfte“, erinnert sich Rosa. Dazu muss man wissen, dass man durch die einfachverglasten Fenster jedes Geräusch von der Straße her hören konnte. Außerdem konnte man nach der Gustel die Uhr stellen.
Was gegenwärtig undenkbar wäre, war für Gustel eine Selbstverständlichkeit. Jedes Jahr kam sie nämlich vom Tannenhof her mutterseelenallein in der Dunkelheit – querfeldein übers „Beimezerle“ und die „Röde“ runter – auf ihrem langen Weg zur Christmette um halb vier an der „Breiten Brücke“ vorbei. Der Ruf „De Dannehöfer Gustel is engerwääs!“ war das Signal, sich fertig zu machen. Man musste schließlich früh da sein, sonst bekam man keinen Platz mehr und musste zwei Stunden in der unbeheizten Kirche stehen. „Da konnte es schon mal vorkommen, dass – anders als heute – selbst im Mittelgang Viererreihen standen“, so Rosa. Mit Beginn der Kommunionausteilung fing der Kaplan übrigens am linken Seitenaltar schon die sogenannte „Hirtenmesse“ an, damit er dann pünktlich mit der Mette ebenfalls um sechs Uhr fertig werden konnte.
Völlig durchgefroren ging es hinterher nach Hause. Zum Aufwärmen gab es für alle heißen Kaffee (eigentlich „Muckefuck“), Streuselkuchen und Lebkuchen, sofern man die nötigen Gewürze dazu hatte besorgen können. Währenddessen wurde auch der Christbaum kurz angezündet, um die Feierlichkeit des Moments zu unterstreichen. Danach wartete noch einmal das wohlverdiente Bett – natürlich mit Wärmflasche.
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