Die Preußen in Großenlüder


Die Preußen in Großenlüder – oder:
Zwangserhebung einer Besatzungsmacht

Im Jahr 1866 soll sich Folgendes in und um Großenlüder zugetragen haben: Hessische Soldaten, die den Auftrag gehabt hatten, die Ankunft der Soldaten des preußischen Generals von Falkenstein in Fulda aus sicherer Entfernung zu beobachten, zogen sich in dem Moment von ihrem Aussichtsposten auf der Marberzeller Höhe zurück, als sie erkennen konnten, dass sich die Vorhut des Generals über die Leipziger Straße der Stadt näherte. Die hessischen Dragoner mussten bei ihrer Einheit in Lauterbach Meldung machen. Nur einer, dessen Pferd lahmte, übernachtete im Oberwirtshaus in Großenlüder, um sein Tier zu schonen. In der Zwischenzeit hatten die Preußen, die in Marberzell biwakierten, sechs Kundschafter ausgesandt, um so ihren weiteren Vormarsch abzusichern. Diese trafen unglücklicherweise genau in dem Augenblick in Großenlüder ein, als der zurückgebliebene Soldat am nächsten Morgen sein Pferd tränkte, um dann seinen Kollegen nachzufolgen, was er angesichts der preußischen Kundschafter nun auch in aller Eile in die Tat umsetzte. Die preußischen Berittenen schlossen indes aus ihrer Beobachtung, dass der Ort noch von feindlichen Truppen besetzt sein musste und machten entsprechend Meldung. Umgehend wurde eine größere Abteilung nach Großenlüder gesandt, um den vermeintlichen Feind zu verjagen. Nach dem feindlichen Militär befragt, antwortete der Inhaber des Oberwirtshauses, auch Metzger seines Zeichens, wahrheitsgemäß: „Es senn kei me doa.“ Trotzdem wurde er festgenommen und samt zweier Schweinehälften nach Fulda geschafft. Am Tag darauf folgte dann die „Bestrafung“ des ganzen Dorfes. Alle Einwohner mussten sich auf dem Marktplatz einfinden und der Bürgermeister hatte die auferlegte Zwangserhebung vorzulesen. Die Gemeinde sollte innerhalb eines Tages „sechs fette Ochsen“, säckeweise Kaffee und Zucker und dazu eine Unmenge an Wein in Marberzell abliefern. Dass das Fleisch an einem heißen Julitag schon kurz nach der Schlachtung ungenießbar wurde, kümmerte dabei niemanden. Auch die Tatsache, dass das preußische Militär überstürzt weitermarschieren musste und so nicht einmal etwas von der Zwangsabgabe der Großenlüderer hatte, machte den Schaden für die Gemeinde nicht kleiner. Einzig die Marberzeller wurden so per glücklicher Fügung Nutznießer der Großenlüderer Kontribution… (Vgl. Die Preußen in Großenlüder, in: Buchenblätter 1937, 18. Jahrgang, S. 56.)

Großenlüder in Vergangenheit und Gegenwart
Unterstützen Sie uns bitte bei unserer Arbeit! Alte Fotos und Geschichten sind wichtige Zeitzeugnisse.
Stellen Sie deshalb Ihre alten Bilder zur Verfügung und erzählen Sie uns Ihre Geschichte(n)!
Ihr Eigentum bekommen Sie selbstverständlich wieder wohlbehalten zurück.

Kultur,- Heimat- und Geschichtsverein der Gemeinde Großenlüder e.V.
Wer unsere Arbeit unterstützen möchte, der wende sich bitte an
Thomas Mohr, Tel. 8544, thmohr@online.de, Michael Michel Tel. 8848
Klaus Schmitt, Tel. 8241, vkschmitt@web.de, Andreas Ruhl, Tel 620110, andreasruhl@gmx.net

Oder jeden Montag von 10 bis 12 Uhr im Heimatmuseum, Tel. 9110350