Die Amis rücken ein …
– Nach den Erinnerungen von Erika Schnell, geb. Sippel, und Maria Schmitt, geb. Schlitzer –
Am Gründonnerstag 45 hatten die beiden Freundinnen die Masern. Erika war von ihrer Mutter mit den Worten ins Bett geschickt worden: „Bann dee schesse, konn ich joa dod gegeh, aeber ihr ned.“ Trotzdem war natürlich an Bett nicht zu denken. Vielmehr hingen die Mädchen in ihren Elternhäusern am Fenster und beobachteten, wie die feindlichen Soldaten sich den Langenberg herunter dem Ort im Gänsemarsch näherten.
Kurz darauf waren auch schon von allen Seiten her Panzer zu hören. Für die kleine Erika war die Aufregung kaum noch zu ertragen, als ein “Tank“ auf ihren Hof ratterte – das Rohr genau auf ihr Fenster gerichtet. Danach ging alles ganz schnell. Ihre Familie (Sippel) wurde mit vorgehaltenen Waffen zusammengetrieben und zu den Baracken geschickt. Marias Elternhaus wurde gar von einem Panzer gerammt. Er war von hinten her über die Äcker gekommen, hatte die Mist niedergewalzt, um dann erst an der Hauswand zum Stehen zu kommen. Und herausgestürmt waren: „Ludder Schwoarze“. Oma war vor Schreck ohnmächtig geworden. Nachdem sie sich erholt hatte, wurden alle in „Omas Zimmer“ getrieben. Der Rest des Hauses war beschlagnahmt. Als Marias „Doed“ mit ihren Jungs ganz aufgelöst bei ihnen auftauchte, kamen auch sie noch hinzu, sodass am Ende acht Leute in diesem einen Raum zu hausen hatten.
Zum Glück kochten die Amerikaner für sie mit. Sie konnten jederzeit auf die Toilette gehen und außerdem das Vieh versorgen. Die Kleinen durften sich sogar überall im Haus frei bewegen. Nachts wurden Wachen aufgestellt, und man konnte sich deshalb einigermaßen sicher fühlen. Insgesamt waren die Militärs sehr freundlich. Als Maria wegen Lichtempfindlichkeit die Augen verbunden bekam, schleppte sie einer der dunkelhäutigen Soldaten gar stundenlang durchs Haus und stopfte sie mit Schokolade voll. Zudem wurde die Familie vor einem jüdischen GI gewarnt, der verständlicherweise nicht gut auf Deutsche zu sprechen war…
Als die Amerikaner abzogen, ließen sie zwei Töpfe mit Öl und den Waschkessel voller Stangenkäse als Abschiedsgeschenke zurück. – Bei Sippels dagegen stellte sich heraus, dass die GIs gehaust hatten wie die Vandalen. Vieles war anscheinend einfach mutwillig kaputtgeschlagen worden…
Großenlüder in Vergangenheit und Gegenwart
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