Der wilde Hartmann und seine Sippe


Der wilde Hartmann und seine Sippe

Der Stellmacher Johann Adam Hartmann, der am Ende des 18. Jahrhunderts, nach einem Streit mit einem österreichischen Hauptmann, mit seiner Familie kurzzeitig sogar hatte fliehen müssen, weil er den Offizier schwer verletzt hatte, wurde im Dorf nur der „wilde Hartmann“ genannt. Dazu muss man wissen, dass er ein Hüne von Gestalt war, der nicht nur für sein aufbrausendes Temperament, sondern auch für seine riesigen Kräfte bekannt war.
Der urige Geselle hauste mit Frau und zunächst drei Söhnen im sog. „Baeiche“. Dieser kleine Bau auf dem Grundstück des heutigen „Schlemme“ in der Mittelstraße (früher Hintergasse) bestand nur aus einem Raum – Wohnzimmer, Schlafzimmer, Küche und Wagnerwerkstatt alles in einem. Unvorstellbar, wenn man bedenkt, dass in einer Wagnerei bzw. Stellmacherei ganze Wagenteile gefertigt wurden. Als seine Söhne heranwuchsen, entwickelten sie sich zu ähnlich gefürchteten Recken wie ihr Vater. Da es nicht genügend Betten gab, schliefen sie auf dem Boden, notfalls auch auf der Hobelbank oder gar im Freien.
Sie blieben indes alle drei ledig und ohne Nachwuchs. Somit wäre die Sippe des wilden Hartmanns ausgestorben, wäre da nicht ein Seitensprung gewesen, der ihm einen vierten Sohn einbrachte. Eines Tages nämlich erschien eine dem Hartmann wohlbekannte junge Frau aus Bimbach in seinem „Baeiche“ und überreichte ihm einen kleinen Buben. In einer ersten Reaktion soll er ihn im Garten in die Brennesseln geworfen, ihn letztlich aber doch aufgenommen haben. Dieser Thomas Vogel (Nachname von der Mutter) hatte nach Aussage seines Enkels Johann Vogel als uneheliches Kind keine leichte Jugend. Dies fing schon damit an, dass er anfangs in Bimbach (Wohnort der Mutter), zur Schule gehen musste. Erst später gelang es ihm, sich von allen Hemmnissen und Vorurteilen freizumachen. Er heiratete Elisabeth Becker („Beckerwiede“) und sie kauften ein Häuschen in der Eichenauer Straße 15 ½ – heute Schlitzer Straße.
(Quelle: Schriftstück von Maria Lebau, geb. Vogel; Buchenblätter o. D., Archiv Heimatmuseum.)

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